9. Christus, der wahre Salomo


Der König und Seine Braut

Endlich Ruhe, endlich Frieden! Endlich der Segen, auf den Jerusalem so lange gewartet hat! Endlich wird dann der Messias in vollkommener, ungestörter Ruhe auf Zion inmitten Seines geliebten Volkes herrschen! Wird das nicht die Zeit sein, in der Jerusalem das herr­liche Lied aus Psalm 45 singen wird? Dort finden wir an erster Stelle die Herrlichkeit des Königs, aber auch die Herrlichkeit Jerusalems, Seiner irdischen Braut. Das himmlische Jerusalem ist die Braut des Lammes (Offb 21, 9. 10), aber das irdische Jerusalem ist die Braut des Königs*).

*) Siehe hierzu die ausführliche Betrachtung über Jerusalem als die Braut des Kö­nigs in meinem Buch über das Hohelied.

Wie herrlich ist der König hier! Er ist der Sohn des Menschen, über die anderen erhaben, und Holdseligkeit ist ausgegossen über Seine Lippen (vgl. Lk 4, 22). Gott hat Ihn zu Seiner Rechten ewig gesegnet (Ps 45, 2). Er wird zurückkehren, um als der wahre David in den Kampf zu ziehen; Seine Rechte wird Ihn Furchtbares lehren, und Völker fallen unter Ihm. Danach wird Er als der wahre Salomo in Aufrich­tigkeit thronen. Er ist der einzige Jude, der je wahrhaft Gerechtigkeit geliebt und Gesetzlosigkeit gehaßt hat, und deshalb hat Gott Ihn mit Freudenöl gesalbt, mehr als Seine Genossen, mehr als den Überrest, der mit Ihm verbunden ist. In orientalischer Bildersprache wird Seine Herrlichkeit als König beschrieben, aber auch die Seiner Braut. Wer ist diese Braut? Kommt sie mit allerlei Ansprüchen auf ihre königliche Ehre? Kann sie Rechte geltend machen, weil ihrer die „Väter“ waren (vgl. Röm 9, 5)? Nein. Ihre große Schuld hat ihr alle Rechte genommen (Hes 16), und sie hat ebensowenig Recht auf die königliche Würde wie irgendeine andere Stadt. „Vergiß deines Volkes und deines Vaters Hauses!“ Sie wird auf der Grundlage der Gnade angenommen.

Der König wird sie begehren, wenn sie ihre Rechte auf­gibt und Ihn als ihren Herrn anerkennt. Das ist Auser­wählung aufgrund der Barmherzigkeit (siehe die wich­tige Belehrung in Römer 9, 1‑29). Sie wird über alle Städte auf der ganzen Erde erhoben werden, sogar über die anderen Städte Judas (Vers 14). Wir wollen aber, bevor wir weiter über das Jerusalem des Friedens­reiches sprechen, erst unsere Aufmerksamkeit auf den König Selbst richten. Wie ausgiebig sprechen die Pro­pheten über Ihn, wenn sie Seine Herrlichkeit an­schauen, die Er im Friedensreich besitzen wird! Er, der König mit menschlicher Abstammung, die Wurzel Isais (Jes 11, 1. 10; vgl. 5, 5; 22, 16), ist gleichzeitig der König­ Jahwe der Heerscharen (Sach 14, 9. 17). Er ist König, Gesetzgeber und Richter (Jes 33, 22); ja, der Richter der Lebendigen und Toten (Apg 10, 42; 17, 31). Er ist der König‑Priester auf Seinem Thron, wie Melchisedek Ihn im Vorbild darstellt (Sach 6, 13; 1. Mo 14, 18). Je­der von diesen Titeln gibt uns soviel Stoff zum Nach­denken, weil uns jeder neue Titel die Herrlichkeit unse­res Herrn zeigt, aber leider können wir sie hier nur auf­zählen. Er ist der verheißene Sproß (Sach 3, 8‑10; 6, 12; Jes 4, 2; 11, 1; 53, 2; Jer 23, 5; 33, 15). Er ist der große Sohn Davids, manchmal sogar mit David gleichgesetzt (Jes 55, 3; Jer 23, 5; 30, 9. 21; 33, 15‑26; Hes 34, 23. 24; 37, 24. 25; Hos 3, 5; Amos 9, 11; Lk 1, 32. 33; Ps 89, 3. 4; 132, 10‑17). Laßt uns nachlesen, was die Schrift über unseren Herrn sagt, und uns in die Herrlichkeit Seiner Person vertiefen, vor allem, wenn wir Seine Lieblich­keit in bezug auf Sein Volk entdecken! Er, der ihr Fels der Ewigkeiten ist (Jes 26, 4; vgl. 28, 16; Sach 3, 9; 4, 7) und ihr ewiges Licht (Jes 60, 19; vgl. Vers 1; Sach 2, 5); Er, der der Hirte Seines Volkes sein wird (Jes 40, 11; Mi 5, 3; Hes 34, 23; Ps 23, 1) und ihr Beschützer (Jes­27, 3; 32, 2; Jer 31, 10).

Die Herrschaft Christi

Um einen Eindruck von der Herrschaft Christi zu be­kommen, die Christus als der wahre Salomo ausüben wird, versuchen wir, Punkt für Punkt zu betrachten.

1. Zunächst ist Er König über Zion oder auf Zion. Das ist wichtig, denn Zion ist die Grundlage der Gnade, sowohl für Israel wie für die Nationen. Gott Selbst sagt durch den Geist in Seinem Wort: „Habe doch ich meinen König gesalbt [oder: eingesetzt, vgl. Spr 8, 23] auf Zion, meinem heiligen Berge!“ (Ps 2, 6). Wenn Sein Königtum sich auch auf Zion gründet, wird sich Seine Macht doch bis zu den Enden der Erde er­strecken (Vers 8; siehe Punkt 3). Wie oft sprechen die Propheten doch über Zion als die Grundlage der Kö­nigsherrschaft (Jes 24, 23; 25, 10; Obad 21; Mi 4, 7; Zeph 3, 15‑17; Sach 2, 5‑11; 9, 9; Ps 48, 1. 2; Ps 99, 2; 132, 11‑18; 146, 10; 149, 2)! Und mit Ihm vereinigt auf dem Berg der Gnade wird der Überrest stehen, ange­nommen aufgrund der Gnade (Offb 14).

2. Von Zion aus wird Christus über Israel regieren. Er ist der „Schößling“, der auf den hohen Berg Israel gepflanzt werden wird, „und er wird Zweige treiben und Frucht tragen und zu einer herrlichen Zeder werden“ (Hes 17, 22. 23). Als den König Israels sieht Matthäus Ihn (vgl. Punkte 3 und 4; Mt 1, 6. 21‑23; 2, 2. 6; 3, 2; 4, 17. 23 usw.). Beachte, daß es nicht Israel ist, wie es früher war, sondern es wird größer sein als selbst zur Zeit Salomos. Dann wird es seine eigentlichen Grenzen haben, wie sie schon in 1. Mose 15, 18 und in Sa­charja 9, 10 und anderen Stellen angegeben sind: Chri­stus wird über Sein Volk herrschen vom Nil bis zum Euphrat. Dann wird Israel erst wirklich der „Mittel­punkt der Erde“ sein, wenn Christus von Israel aus über die Welt regieren wird (5. Mo 32, 8. 9; Hes 38, 12). Dann wird Jerusalem als Königin auf der Erde erstrah­len, und die anderen Städte Judas werden „Jungfrauen hinter ihr her, ihre Gefährtinnen“ sein (Ps 45, 11. 14). Wahrscheinlich wird es einen Unterkönig aus dem Ge­schlecht Davids geben, der auf der Erde im Namen des Königs über Israel regieren wird (Hes 44, 3; 45, 13‑17; vgl. Jer 30, 21).

3. Aber Christus ist nicht nur König über Israel, Er ist auch das Panier der Völker und das Licht der Nationen (Jes 11, 10; 42, 6; 49, 6. 7; 51, 4; 55, 4; Sach 9, 10). Er wird bis an die Enden der Erde regieren und König über alle Völker sein (Jes 54, 5; Sach 14, 9; Ps 2, 8; 72, 8). Er wird die Nationen richten in Gerechtigkeit und Geradheit (Jes 11, 3‑5; 32, 1. 2; 51, 4‑8; 60, 17; Jer 23, 6; 33, 15. 16; Mi 4, 3; Ps 72, 1‑7. 12‑17; 85, 8‑13; 96, 10‑13; 99, 4; 101, 6‑8). Er ist nicht nur der König der Juden, der über die Juden herrscht, Er ist auch der Sohn des Menschen, der über alle Menschen regiert; so sieht Lukas Ihn, obwohl nicht direkt als König im Friedensreich, sondern mehr in moralischer Hinsicht: als den letzten Adam (Lk 3, 38), den wahren Sohn des Men­schen, der der ganzen Menschheit die Gnade Gottes offenbart (4, 22; 23, 14. 47); aber doch auch als Denjenigen, der in Sein Reich kommen wird und alle Menschen mit Furcht erfüllen wird (23, 42; 21, 25‑27). Wenn wir jedoch über Seinen Titel „Sohn des Menschen“ spre­chen, müssen wir eigentlich noch weiter denken als allein an die Erde, denn Psalm 8 bezieht unter diesem Titel das ganze Universum ein. Das ist Punkt 4.

4. In Matthäus 28, 18 sagt Christus: „Mir ist alle Ge­walt gegeben im Himmel und auf Erden. „Wir sehen Ihn hier als den König, der Sich an der Stätte der Ver­achtung (Galiläa) an den Überrest aus Israel wendet, an dem Berg, der vorbildlich von dem Reich spricht, wie wir schon früher gesehen haben; dort erscheint der Herr den Elfen, gibt ihnen den Auftrag, das Reich zu verkündigen, und verheißt ihnen Seine Treue bis zur Vollendung des Zeitalters. Was wir hier finden, geht weiter als Punkt 3, denn nicht nur die Erde steht unter Seiner Regierung, sondern auch über die Himmel, über die ganze Schöpfung wird Er regieren. Es ist das Geheimnis des Willens Gottes gewesen in bezug auf die Verwaltung der Fülle der Zeiten, alles, was in den Him­meln und was auf der Erde ist, unter ein Haupt zusam­menzubringen in dem Christus (Eph 1, 9. 10). Gott hat den Sohn zum Erben aller Dinge gemacht (Hebr 1, 2), aber nicht nur das: wir, die zur Versammlung gehören, sind zu Miterben gemacht und werden mit Christus 11ber alle Dinge regieren (Eph 1, 11; Röm 8, 17); Chri­stus ist uns als Haupt über alles gegeben (Eph 1, 22), und wir gehören nicht mehr zu dieser Schöpfung, dem „Kosmos“, über den wir mit Ihm regieren werden (Joh 17, 14. 16; 2. Kor 5, 17; Gal 6, 15). Ja, das sehnsüchtige Harren der Schöpfung wartet auf die Of­fenbarung der Söhne Gottes (Röm 8, 19‑22; Kol 3, 4; 1. Joh 3, 2). Aber wir wollen nicht über unsere zukünf­tige Herrlichkeit sprechen, sondern über die Herrlich­keit Christi. Aufgrund wovon wird Christus bald in Herrlichkeit regieren? Sicher, Er ist der Schöpfer aller Dinge, und als solcher hat Er Recht auf die Schöpfung und auf die Herrschaft darüber, denn nicht allein ist alles durch Ihn, sondern auch für Ihn geschaffen (Joh 1, 3; Kol 1, 16. 17; Hebr 1, 2. 10‑12; Offb 3, 14). Aber wir müssen gut verstehen, daß Christus nicht ohne weiteres über die Schöpfung regieren wird, sondern über eine gereinigte*) Schöpfung, in der Gerechtigkeit herrschen wird (Röm 8, 20‑21; Jes 65, 17; 66, 22; 32, 1. 15‑17 usw.).

*) Das ist noch nicht die vollkommene Reinigung, denn die findet statt, wenn der neue Himmel und die neue Erde kommen werden. Die Reinigung beginnt mit dem Gericht über die Feinde und endet mit der Beseitigung des Todes (1. Kor 15, 24‑28).

Es ist äußerst wichtig, zu verstehen und zu begreifen, aufgrund wovon Christus diese Schöpfung reinigen wird. Denn es ist zwar so, daß Christus allein durch das Wort Seiner Macht die Welten ins Dasein gerufen hat (Hebr 11, 3; Ps 33, 9), aber es ist unmöglich, daß Er durch nichts anderes als Sein Wort die Schöpfung, die unter den Folgen der Sünde seufzt, reinigen konnte. Gott ist es Seiner Heiligkeit und Gerechtigkeit schuldig, die Sünde zu richten. Er kann die Sünde nicht aus der Schöpfung fortschaffen, ohne sie zu richten. Und dieses Gericht hat Er auf Christus kommen lassen, der der einzige Reine und Sündlose war. „Denn es war das Wohlgefallen der ganzen Fülle, in ihm zu wohnen und durch ihn alle Dinge mit sich zu versöhnen, ‑ indem er Frieden gemacht hat durch das Blut seines Kreuzes ‑ durch ihn, es seien die Dinge auf der Erde oder die Dinge in den Himmeln“ (Kol 1, 19. 20). Nur durch das Blut Christi, der das vollkommene Wohlgefallen der ganzen Gottheit war (vgl. Kol 2, 9), wird die Schöpfung, die Gott durch die Ungerechtigkeit entfremdet war, mit Gott versöhnt wer­den. Beachte: alle Dinge, nicht alle Menschen (Offb 21, 4‑8). Gerade weil Er Gerechtigkeit liebte, konnte Gott Ihn mehr als Seine Genossen salben (Ps 45, 7; Hebr 1, 9). Gerade weil Er gehorsam war bis zum Tod am Kreuz, und aus keinem anderen Grund, hat Gott Ihn über die Maßen erhöht und „ihm einen Namen ge­geben, der über jeden Namen ist, auf daß in dem Na­men Jesu jedes Knie sich beuge, der Himmlischen und Irdischen und Unterirdischen, und jede Zunge be­kenne, daß Jesus Christus Herr ist, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters“ (Phil 2, 8‑11; vgl. Jes 42, 8; 45, 23; 48, 11; 66, 23). Gerade weil Er die Reinigung der Sün­den bewirkt hat, ist Er zur Rechten der Majestät in der Höhe erhöht worden (Hebr 1, 3). Es war nicht genug, daß Er der Erstgeborene der ganzen Schöpfung wurde (Kol 1, 15), indem Er Blut und Fleisch annahm (Hebr 2, 14), sondern Er mußte auch der Erstgeborene aus den Toten werden, auf daß Er in allem den Vorrang habe (Kol 1, 18; vgl. Hebr 1, 6; Offb 1, 5). Als Der­jenige, der tot war und lebendig geworden ist, hat Er Recht auf Herrschaft (Offb 1, 18). Einst wird Er alle Dinge versöhnen, aber wir sind jetzt schon mit Gott versöhnt und werden mit Ihm herrschen (Kol 1, 19‑22). Wie wichtig sind diese Dinge! Nicht nur als der ewige Sohn Gottes wird Er regieren, sondern vor allem auch als der verworfene Sohn des Menschen, wie Psalm 8 Ihn schildert. „Denn nicht Engeln hat er unterworfen den zukünftigen Erdkreis, von welchem wir reden; es hat aber irgendwo jemand bezeugt und gesagt: Was ist der Mensch, daß du seiner gedenkst, oder des Menschen Sohn, daß du auf ihn siehst? Du hast ihn ein wenig unter die Engel erniedrigt; mit Herrlichkeit und Ehre hast du ihn gekrönt und ihn gesetzt über die Werke deiner Hände; du hast alles seinen Füßen unterworfen.‘ Denn indem er ihm alles unterworfen, hat er nichts gelassen, das ihm nicht unterworfen wäre; jetzt aber sehen wir ihm noch nicht alles unterworfen. Wir sehen aber Jesum, der ein wenig unter die Engel wegen des Leidens des Todes erniedrigt war, mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt ‑ so daß er durch Gottes Gnade für alles den Tod schmeckte“ (Hebr 2, 5‑9). Eine deutlichere Übersicht über das, was wir behandelt haben, ist nicht denkbar. Hier sehen wir Christus, der mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt ist, nachdem Er für alles den Tod geschmeckt hat. Der Tod des verworfenen Menschen­sohnes ist die Grundlage zur Reinigung der Schöpfung und für die Herrschaft Christi über sie. Aber die Fortsetzung von Hebräer 2 lehrt uns, was wir auch schon in Kolosser 1 gesehen haben: uns hat Christus jetzt schon erlöst, ja, gerade im Hinblick auf uns ist Er in den Tod gegangen, obwohl sich die segensreichen Folgen Seines Todes auf die ganze Schöpfung erstrek­ken. Nirgends lesen wir, daß Christus die Schöpfung geliebt hat, sondern Er hat die Versammlung geliebt und Sich Selbst für sie hingegeben (Eph 5, 25; vgl. Vers 2; Gal 2, 20; Joh 15, 13). Aber ist es nicht herr­lich, daß dann, wenn diese Versammlung verherrlicht sein wird und sie der Schöpfung offenbar werden wird, auch die Schöpfung den Segen des Werkes Christi er­fahren wird?

5. Doch es gibt noch einen fünften Punkt; die Macht und die Herrlichkeit des Herrn reichen noch weiter als die Herrschaft über alle Dinge, und das lehrt uns der Apostel Johannes. Jesus, wissend, daß der Vater ihm alles in die Hände gegeben“ hatte, und: „Der Vater liebt den Sohn und hat alles in seine Hand gegeben“ (Joh 13, 3; 3, 35). Ist dieses „alles“ denn nicht dasselbe wie in Epheser 1, 10 oder Kolosser 1, 16‑20? Nein. Die­ser Unterschied wird uns sofort deutlich, wenn wir den Unterschied verstehen zwischen dem, was Gott Chri­stus schenkt und dem, was der Vater dem Sohn schenkt. Christus (der Gesalbte) ist von Gott als König über Zion gesalbt (Ps 2), und als Sohn des Menschen wird Er diesen Platz tatsächlich einnehmen, ja, Er wird über die ganze Schöpfung herrschen, weil Er als der verworfene Menschensohn für alles den Tod ge­schmeckt hat (Ps 8; Hebr 2). Aber das sind irdische Dinge, die sich weit von den himmlischen Dingen un­terscheiden, den Geheimnissen des Vaterhauses (vgl. Joh 3, 12). Es ist so, daß der Vater dem Sohn Macht gegeben hat, Gericht zu halten, weil Er des Menschen Sohn ist (Joh 5, 27), aber was Vers 20 sagt, geht dar­über hinaus: „Der Vater hat den Sohn lieb und zeigt ihm alles, was er selbst tut.“ Gott hat den Menschen­sohn wirklich mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt, aber was ist das, verglichen mit der ewigen Herrlichkeit, die Christus als der ewige Sohn von Ewigkeit her bei dem Vater hatte, ehe die Welt war! (Joh 17, 5. 24). Aber jetzt kommt das Wunderschöne: Christus ist Mensch geworden, und obwohl Er zur gleichen Zeit im Himmel war und in gewisser Hinsicht nie den Schoß des Vaters verlassen hat (Joh 1, 18; 3, 13), so war Er doch zugleich vollkommener Mensch auf der Erde und hat hier auf der Erde das Werk vollbracht, das der Vater Ihm zu tun gegeben hatte (Joh 17, 4). Und dieses Werk war: uns das Herz des Vaters vollkommen zu offen­baren und Ihn darin zu verherrlichen (Joh 1, 18; 3, 17; 15, 15; 17, 3; 1. Joh 1, 2; 5, 20; Mt 11, 27). Weil Er die­ses Werk vollbracht hat (Joh 19, 30), hat Gott die Herr­lichkeit, die Christus als der ewige Sohn von Ewigkeit her besaß, jetzt auch Christus als dem wahrhaftigen Menschen gegeben. Christus besitzt jetzt im Himmel als Mensch dieselbe Herrlichkeit, die Er von Ewigkeit her als Gott der Sohn besaß. Und nicht nur das ‑ Er hat dieselbe Herrlichkeit, die Er jetzt als Mensch be­sitzt, uns gegeben. Es wird eine Zeit kommen (das Friedensreich), in der der ganze Kosmos Seine Herr­lichkeit sehen wird, und daran wird der Kosmos erken­nen, daß der Vater den Sohn gesandt und uns geliebt hat, wie Er den Sohn geliebt hat (Joh 17, 22. 23). Welch ein Wunder der Liebe! Das ist sogar noch herr­licher als die Tatsache, daß wir Miterben Christi sind und mit Ihm herrschen werden. Alles, was in dem Her­zen des Vaters war und was Seine Liebe ausdenken konnte, hat Er Seinem Sohn geschenkt, weil dieser als Mensch das Wohlgefallen des Vaters vollkommen er­füllt hat; aber dieses ganze Werk des Sohnes wird uns aus Gnade zugerechnet, so daß wir dieselben Segnun­gen empfangen wie Christus. Wir sind gesegnet mit je­der geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christo und begnadigt in dem Geliebten (Eph 1, 3. 6). Sollten diese Dinge keine Anbetung in dem Herzen eines jeden Kindes Gottes bewirken?

Der Wiederaufbau Jerusalems und des Tempels

Wir wollen nun unsere Gedanken lösen von der himm­lischen Herrlichkeit des Friedensreiches und uns mit den Segnungen der irdischen Braut, mit Jerusalem, be­schäftigen. Obwohl das alles irdisch ist, wird doch auch ihr Segen alles übertreffen, was sie bis jetzt besessen hat, und zum Schluß dieses Kapitels wollen wir uns, in Übereinstimmung mit unserem eigentlichen Thema, damit beschäftigen. Das erste, was unsere Aufmerk­samkeit in Anspruch nimmt, ist natürlich das, was als erstes mit der Stadt geschieht, nachdem der völlige Friede eingeführt ist. Das ist der Wiederaufbau der Stadt und aller anderen Städte Judas (Ps 69, 35). Dieser Wiederaufbau wird von verschiedenen Gesichtspunkten betrachtet. In erster Linie wird es das Werk Jahwes Selbst sein: Er wird Jerusalem bauen (PS 147, 2; vgl. Jer 33, 4. 6) und alle ihre Trümmer trösten (Jes 51, 3). Manchmal wird dieser Wiederaufbau mehr im allge­meinen Sinn erwähnt, aber dann doch immer mit dem Segen Jahwes im Hintergrund: die Stadt wird dem Jahwe wiederaufgebaut werden, und wir finden sogar einen Hinweis auf ihren Umfang: mit dem Turm Hananel, dem Ecktor, dem Hügel Gareb, Goah, dem Bach Kidron, dem Roßtor, dem Tor Benjamin und den Keltern des Königs (Jer 30, 16‑18; 31, 38‑40; Sach 14, 10. 11). Aber Jahwe ist Christus, und so wird auch Er als der Erbauer vorgestellt, wie im Vorbild in Kores (Jes 44, 26‑28; 2. Chron 36, 23; Es 1, 2). Er wird natürlich nicht allein bauen, Sein Volk wird Ihm dabei helfen, ja, sie werden genannt werden: Vermaurer der Lücken, Wiederherstel­ler bewohnter Straßen (Jes 58, 12; 61, 4). Auch wird es Fremdlinge geben, die kommen, um bei dem Bau mit­zuhelfen (Jes 60, 10).

Diese Fremdlinge werden nicht nur bei dem Wiederauf­bau der Stadt helfen, sondern auch bei dem Wiederauf­bau des Tempels (Jes 60, 12. 13; Sach 6, 15). Das ist sehr wichtig, denn der Tempel wird eine Vorrangstellung im Friedensreich einnehmen und die Pracht Jerusalems noch erhöhen. Es ist der Vorsatz Jahwes, daß dieser Tempel wieder gebaut wird (Hes 37, 26‑28; Sach 1, 16), und der Messias Selbst wird an ihm bauen (Sach 6, 12. 13; vgl. Jes 44, 28). Wie wir gesehen haben, wird in der letzten Jahrwoche auch ein Tempel da sein, anfänglich von Gott noch anerkannt, weil der Überrest dort an­betet (Offb 11, 1), aber später, wenn in der Mitte der Woche der Opferdienst eingestellt wird und der Greuel­dienst des Antichristen aufgerichtet wird, verabscheut Gott diesen Tempel (Offb 11, 2; Jes 66, 1‑6); dieser Tempel wird bei der Einnahme Jerusalems vernichtet (Ps 74, 3. 7; 79, 1).*)

*) Insgesamt wird es also sieben Tempel geben: den Tempel Salomos, den Serub­babels, den des Herodes, den stofflichen Leib des Herrn Jesus (Joh 2, 19‑21), die Ver­sammlung (l. Kor 3, 16), den Tempel des Antichristen und den Tempel in Hesekiel.

Aus Daniel 12, 11 kann vielleicht gefolgert werden, daß von der Aufrichtung des Greuels bis zur Wiederherstellung des neuen Tempels 1290 Tage vergehen werden. Wie wichtig dieser neue Tempel ist, wird aus der ausführlichen Beschreibung klar, die wir in Hesekiel 40‑43 von ihm finden. Dort sieht der Pro­phet im Geist nacheinander die Tore und Vorhöfe, da­nach das eigentliche Tempelgebäude, die Zellen der Priester und schließlich „das Gesetz des Hauses“. Es wird wieder einen Altar geben, auf dem geopfert wird, aber die Bundeslade wird man dort vergeblich suchen (Jer 3, 16), denn wenn der Messias, „das Ersehnte aller Nationen“ (Hag 2, 7‑10) kommt, wird Er das Haus mit Herrlichkeit füllen, und die letzte Herrlichkeit dieses Hauses wird größer sein als die erste.

Die Rückkehr der Herrlichkeit Gottes

Das führt uns zu einem wichtigen Punkt. Wie wir wis­sen, verließ die Herrlichkeit Jahwes den Tempel wäh­rend der Regierung des gottlosen Königs Zedekia, als die Sünde Israels und Judas ihren Höhepunkt er­reichte. Wir finden das deutlich beschrieben in Hese­kiel 10, 18‑22; 11, 22. 23. Seitdem lesen wir nirgends, daß die Herrlichkeit Jahwes den Tempel jemals noch erfüllt hat. Das ist auch nicht möglich, denn Israel war danach „Lo‑Ammi“, d. h. „Nicht‑mein‑Volk“ (Hos 1, 9), und die Herrschaft über die Erde war auf die Nationen übergegangen (Dan 2, 37. 38). Erst wenn diese „Zeiten der Nationen“ (Lk 21, 24) erfüllt sind, wird die Herr­lichkeit Jahwes wieder zum Tempel zurückkehren, wie das ausführlich in Hesekiel 43, 1‑9 beschrieben wird. Von dem Augenblick an wird der Tempel wieder der Ort des Thrones Jahwes sein und der Ort Seiner Fußsohlen, wo Er inmitten der Kinder Israel ewig wohnen wird (Hes 43, 7; Jer 3, 17; vgl. Jes 2, 2‑5; Mi 4, 1‑5; Hab 2, 20). Wie auch aus den letzten Versen hervorgeht, wird sich der Segen des Tempels zu allen Völkern hin erstrecken, denn das Haus Gottes wird ein Bethaus genannt werden für alle Völker (Jes 56, 7), ja, viele werden kommen, um dem Haus Ehre zu er­weisen (Jes 60, 7‑13). Das Volk wird den Most trinken in den Vorhöfen des Heiligtums Gottes (Jes 62, 9), und ihre Opfergabe wird Jahwe angenehm sein (Mal 3, 4; Ps 51, 18. 19). Der Opferdienst wird von levitischen Priestern ausgeübt werden (Jer 33, 18. 21. 22; Mal 3, 3), und zwar von den Söhnen Zadoks (Hes 40, 46; 43, 19; 44, 15; 48, 11), entsprechend der Verheißung in 1. Sa­muel 2, 35. Auch in den Psalmen finden wir diese The­men ausführlich behandelt; die Wiederherstellung des Tempels beispielsweise in Psalm 127, 1 (ein Psalm von Salomo!), Psalm 132, 13‑18, und das Priestervolk in den Psalmen 133 und 134. Und was den Segen des einzel­nen Gläubigen in dem neuen Tempel betrifft, siehe u. a. Psalm 65, 4; 116, 17‑19; 135, 1‑4; 138, 2. Sie wer­den das Gesetz und das Wort Jahwes halten, das vom Heiligtum ausgehen wird (Jes 2, 3; Mi 4, 2), und sie werden auch das Laubhüttenfest feiern (Hos 12, 10; Sach 14, 16‑21), das in sich selbst solch ein schönes Bild vom Tausendjährigen Reich ist (vgl. 2. Mo 23, 16; 3. Mo 23, 33‑36; 4. Mo 29, 12‑38; 5. Mo 16, 13‑15; Neh 8, 14‑19; Joh 7, 2. 37).

Ist es ein Wunder, daß Jerusalem tatsächlich im Friedens­reich die Königin der Erde sein wird, wenn wir sehen, daß die Herrlichkeit Jahwes den Tempel erfüllen wird, daß der Messias auf Zion den Sitz Seiner Herrschaft grün­den wird und daß Jahwe in Jerusalem inmitten Seines Volkes wohnen wird? Jauchze und jubele, Bewohnerin von Zion! denn groß ist in deiner Mitte der Heilige Isra­els“ (Jes 12, 6). „Und ihr werdet erkennen, daß ich, Jahwe, euer Gott bin, der auf Zion wohnt, meinem hei­ligen Berge. Und Jerusalem wird heilig sein, und Fremde werden es nicht mehr durchziehen“ (Joel 3, 17). Jubele und freue dich, Tochter Zion! denn siehe, ich komme und werde in deiner Mitte wohnen, spricht Jahwe. Und an jenem Tage werden viele Nationen sich an Jahwe anschließen, und sie werden mein Volks sein; und ich werde in deiner Mitte wohnen“ (Sach 2, 10. 11). Die Nationen werden nach Jerusalem hinaufziehen, um Jahwe der Heerscharen in Jerusalem zu suchen und die Gunst Jahwes zu erflehen (Sach 8, 20‑23; vgl. 14, 16; Ps 68, 29).

Die neuen Namen der Stadt

Diese Gegenwart Jahwes in der „geliebten Stadt“ (Offb 20, 9) ist der Anlaß, die Stadt mit herrlichen neuen Namen zu schmücken, von denen wir fünf nennen wol­len (Jes 62, 2).

1. Ir Jahweh Zion Qadosch Israel ‑“Stadt Jahwes, Zion des Heiligen Israels“ (Jes 60, 14). Das ist der Name, mit dem die Bedrücker Israels die Stadt benennen werden, wenn sie demütig zu ihr kommen.

2. Kissé Jahweh ‑ „Der Thron Jahwes“ (Jer 3, 17; vgl. 1. Chron 29, 23). So werden die Nationen sie nennen, wenn sie dorthin hinaufziehen, um Jahwe zu suchen.

3. Jahweh Schammah ‑ „Jahwe daselbst“ (Hes 48, 35). Hier sagt der Heilige Geist Selbst, daß das fortan der Name der Stadt sein soll.

4. Ir Ha‑èmet, Har Haqodesch ‑ „Stadt der Wahrheit, der heilige Berg“ (Sach 8, 3). Das ist der Name, den Jahwe der Stadt gibt, wenn Er Seine Verheißung gibt, nach Zion zurückzukehren und inmitten Jerusalems zu wohnen.

5. Qirjat Mèlech Rav (Polis tou Megalou Basileos) – „Die Stadt des großen Königs“ (Ps 48, 2; Mt 5, 35). So nennt der Herr Jesus Jerusalem.

Vier von diesen Namen deuten direkt auf die Gegen­wart Jahwes in Jerusalem hin, zwei auf das, was Er dort ist (Thron, König) und zwei auf Seine Eigenschaf­ten (der Heilige, Wahrheit).

Der Segen Jerusalems

Welch ein Segen wird es sein, in dieser Stadt wohnen zu dürfen! Es wird dann keine Stadt auf der Erde ge­ben, die als Wohnort begehrter sein wird als diese. „Als offene Stadt wird Jerusalem bewohnt werden [oder: als Stadt ohne Mauern] wegen der Menge Men­schen und Vieh in seiner Mitte. Und ich, spricht Jahwe, werde ihm eine feurige Mauer sein ringsum, und werde zur Herrlichkeit sein in seiner Mitte“ (Sach 2, 4. 5). „Es werden noch Greise und Greisinnen in den Straßen von Jerusalem sitzen, ein jeder mit seinem Stabe in seiner Hand vor der Menge der Tage [vgl. Jes 65, 20]. Und die Straßen der Stadt werden voll sein von Knaben und Mädchen, die auf seinen Straßen spielen. So spricht Jahwe der Heerscharen: Wenn es wunder­bar ist in den Augen des Überrestes dieses Volkes in jenen Tagen, wird es auch in meinen Augen wunderbar sein? spricht Jahwe der Heerscharen. So spricht Jahwe der Heerscharen: Siehe, ich werde mein Volk retten aus dem Lande des Aufgangs und aus dem Lande des Untergangs der Sonne; und ich werde sie herbeibringen, und sie werden wohnen inmitten Jerusalems; und sie werden mein Volk, und ich werde ihr Gott sein in Wahrheit und in Gerechtig­keit“ (Sach 8, 4‑8).

Welch ein herrlicher Abschnitt! Welch ein Trost für Je­rusalem! Was für eine gnädige Zukunft für diese be­drängte Stadt! Ja, Jahwe verlangt brennend danach, diese Verheißung zu erfüllen, denn Er eifert für diese Stadt mit einem großen Eifer (Vers 2; vgl. 1, 12‑17). Er verlangt danach, das Volk Jerusalems mit großer Pracht zu bekleiden, so daß sie zum Schmuck werden für die ganze Welt, eine prachtvolle Krone in der Hand Jahwes und ein königliches Diadem in der Hand Gottes (Jes 4, 2; 46, 13; 62, 2‑5; Sach 2, 5). Dem gerechten Volk Jerusalems wird Er große Macht ver­leihen (Jes 60, 21. 22; Mi 4, 8). Er wird die Stadt beschützen vor dem Wetter und vor den Feinden (Jes 4, 5. 6; Sach 2, 5), so daß sie eine sichere Wohn­stätte sein wird, ein Zelt, das nicht wandern wird (Jes 33, 20). Er wird ihre Bewohner mit ewiger Freude erfüllen und kein Kummer wird sie mehr befallen (Jes 35, 10; 51, 11; 66, 10‑14; Jer 31, 12; 33, 10. 11; Zeph 3, 16. 17). Dann werden sie ein Lied anstimmen über ihre starke Stadt und über Gott, der Rettung setzt zu Mauern und zum Bollwerk (Jes 26, 1. 2). Ja, dann wird das herrliche Lied gesungen werden, das wir durch die ganze Schrift hin finden, aber das erst im Friedensreich wirklich seinen Platz einnimmt: Hodu Le‑Jahweh Ki‑Tov, Ki Le‑olam chasdö! „Preiset Jahwe, denn er ist gütig, denn seine Güte währt ewiglich!“ (siehe 1. Chron 16, 34. 41; 2. Chron 5, 13; 7, 3. 6; 20, 21; Es 3, 11; Ps 100, 5; 106, 1; 107, 1; 118, 14; 136, 1‑26, und vor allem Jer 33, 11). Jahwe wird dem Volk Jerusalems alle irdischen Segnungen schenken, über die Mose schon in 5. Mose 28, 1‑6 ge­sprochen hatte. Es gibt zahllose Stellen in der Schrift, wo wir von den Segnungen der Fruchtbarkeit und der Wohlfahrt lesen, die die Israeliten im Friedensreich ge­nießen werden, aber eine Anzahl spricht gerade gezielt über die besonderen Segnungen der Bewohner Jerusa­lems. Jahwe wird sie überreich segnen mit Schafen, Rindern, Eseln, mit dem Regen für die Äcker, Korn, Most, Öl, Brot, mit Weiden, Gärten, Wasserströmen, Licht, Sicherheit und Frieden (Jes 30, 23‑26; 32, 15‑20; 51, 3; 60, 13; 66, 12‑14; Jer 31, 12; Joel 2, 23‑27; Ps 72, 16; 147, 12‑14). Ja, es wird Segen und Frieden herrschen im Pflanzen‑ und Tierreich, Israel und allen Nationen zuliebe (Jes 11, 6‑9; 29, 17; 35, 1. 2. 8. 9; 41, 18‑20; 43, 19. 20; 55, 12. 13; 65, 10. 25; Hes 34, 25‑31; Hos 2, 18; Joel 2, 22; Sach 3, 10).

Die Segnung der Nationen

Welch herrliche Ausblicke werden hier überall geöff­net! Zwar haben wir eine bessere Hoffnung, aber für den gläubigen Juden, der die große Drangsal durch­machen wird, müssen doch diese Segnungen zu einer herrlichen Erwartung werden. Dann werden die Nati­onen, die ihn jetzt unterdrücken, zitternd herbeikom­men und sich dem Messias unterwerfen (Mi 7, 16. 17). Jetzt noch sind die Juden zur Spottrede unter allen Völkern (5. Mo 28, 37; 1. Kön 9, 7; 2. Chron 7, 20; Ps 44, 14; Jer 24, 9; 29, 18; 42, 18). Aber dann wird Jerusalem zu einem Loblied unter den Nationen wer­den (Jer 33, 9; Zeph 3, 20; Jes 46, 4‑11; 48, 9‑14‑1 vgl. die Psalmen 96‑100). Wir haben gesehen, daß der Messias bis an die Enden der Erde regieren wird und daß Er alle Nationen in Geradheit richten wird; wir haben auch gesehen, daß der Sitz Seiner Herrschaft in Jerusalem sein wird. Läßt uns das nicht erkennen, welch hohen Platz Jerusalem dann unter den Nationen einnehmen wird? Man wird Jerusalem den Thron Jahwes nennen, wie wir dort gesehen haben, und alle Nationen werden sich dorthin versammeln wegen des Namens Jahwes in Jerusalem (Jer 3, 17).

Ist das nicht gewaltig? Jetzt wohnt Gott im Him­mel, und Er offenbart Sich als der Gott des Himmels (Dan 2, 37. 38 zeigt uns den Grundsatz); aber dann wird Er der Gott Israels sein, der in Jerusalem wohnt. Und wenn die Nationen Gott nahen wollen, dann wer­den sie nicht in ihren eigenen Tempeln und Gottes­häusern zu Gott beten, sondern sie werden nach Jerusalem hinaufziehen! Gottes Tempel in Jerusalem wird ein Bethaus genannt werden für alle Nationen (Jes 56, 7). Von dort werden das Wort und die Gerichte Jahwes ausgehen (Jes 2, 2. 3); dort werden die Nationen den Messias finden (Jes 11, 10); dort finden sie Licht und Herrlichkeit (Jes 60, 3); dorthin werden sie ihren Reichtum bringen und für die Israeliten Arbeit verrich­ten (Jes 60, 10‑14; 61, 5); dort sehen sie auch die furcht­bare Erinnerung an das Gericht Jahwes (Jes 66, 24); dort werden sie vor Jahwe anbeten (Jes 66, 23; Zeph 2, 11) und Ihm opfern (Jes 56, 6. 7); dort werden sie Gemeinschaft mit Jahwe suchen (Sach 2, 11); dort werden sie die Gunst Jahwes erflehen (Sach 8, 20‑22); und dorthin werden sie Jahr für Jahr hinaufziehen, um das Laubhüttenfest zu feiern (Sach 14, 16).

Dort, an diesem herrlichen Ort, auf Zion, dem heiligen Berg, wird Jahwe der Heerscharen für alle Nationen ein Festmahl bereiten von „Fettspeisen, ein Mahl von Hefenweinen, von markigen Fettspeisen, geläuterten Hefenweinen. Und er wird auf diesem Berge den Schleier vernichten, der alle Völker verschleiert, und die Decke, die über alle Nationen gedeckt ist. Den Tod verschlingt er auf ewig; und der Herr, Jahwe, wird die Tränen abwischen von jedem Angesicht, und die Schmach seines Volkes wird er hinwegtun von der ganzen Erde. Denn Jahwe hat gesprochen“ (Jes 25, 6‑8). Und alsdann wird Er die Lippen der Völker in reine Lippen umwandeln, damit sie alle den Namen Jahwes anrufen und Ihm einmütig dienen (Zeph 3, 9). Dann wird die Erde voll sein der Erkenntnis der Herrlichkeit Jahwes, gleichwie die Wasser den Meeresgrund bedek­ken (Jes 11, 9; Hab 2, 14; vgl. 4. Mo 14, 21).

„Du aber, Jahwe, bleibst auf ewig, und dein Gedächt­nis ist von Geschlecht zu Geschlecht. Du wirst auf­stehen, wirst dich Zions erbarmen; denn es ist Zeit, es zu begnadigen, denn gekommen ist die bestimmte Zeit; denn deine Knechte haben Gefallen an seinen Steinen und haben Mitleid mit seinem Schutt. Und die Nati­onen werden den Namen Jahwes fürchten, und alle Könige der Erde deine Herrlichkeit. Denn Jahwe wird Zion aufbauen, wird erscheinen in seiner Herrlichkeit; Er wird sich wenden zum Gebet des Entblößten, und ihr Gebet wird er nicht verachten. Das wird aufge­schrieben werden für das künftige Geschlecht; und ein Volk, das erschaffen werden soll, wird Jahwe loben. Denn er hat herniedergeblickt von der Höhe seines Heiligtums, Jahwe hat herabgeschaut vom Himmel auf die Erde, um zu hören das Seufzen des Gefangenen, um zu lösen die Kinder des Todes; damit man den Na­men Jahwes verkündige in Zion, und in Jerusalem sein Lob, wenn die Völker sich versammeln werden allzumal, und die Königreiche, um Jahwe zu dienen“ (PS 102, 12‑22).