Das vierte Psalmbuch – (1000 v. Chr.)


Kapitel: 90 | 91 | 92 | 93 | 94 | 95 | 96 | 97 | 98 | 99 | 100 | 101 | 102 | 103 | 104 | 105 | 106 |

Psalmen 90

1 Ein Gebet von Mose, dem Manne Gottes. Herr, du bist unsere Wohnung gewesen von Geschlecht zu Geschlecht.
2 Ehe geboren waren die Berge, und du die Erde und den Erdkreis erschaffen hattest – ja, von Ewigkeit zu Ewigkeit bist du Gott.
3 Du lässest zum Staube zurückkehren den Menschen, und sprichst: Kehret zurück, ihr Menschenkinder!
4 Denn tausend Jahre sind in deinen Augen wie der gestrige Tag, wenn er vergangen ist, und wie eine Wache in der Nacht.
5 Du schwemmst sie hinweg, sie sind wie ein Schlaf, am Morgen wie Gras, das aufsproßt;
6 am Morgen blüht es und sproßt auf; am Abend wird es abgemäht und verdorrt.
7 Denn wir vergehen durch deinen Zorn, und durch deinen Grimm werden wir hinweggeschreckt.
8 Du hast unsere Ungerechtigkeiten vor dich gestellt, unser verborgenes Tun vor das Licht deines Angesichts.
9 Denn alle unsere Tage schwinden durch deinen Grimm, wir bringen unsere Jahre zu wie einen Gedanken.
10 Die Tage unserer Jahre, – ihrer sind siebzig Jahre, und, wenn in Kraft, achtzig Jahre, und ihr Stolz ist Mühsal und Nichtigkeit, denn schnell eilt es vorüber, und wir fliegen dahin.
11 Wer erkennt die Stärke deines Zornes, und, deiner Furcht gemäß, deinen Grimm?
12 So lehre uns denn zählen unsere Tage, auf daß wir ein weises Herz erlangen!
13 Kehre wieder, Jahwe! – Bis wann? – Und laß dich’s gereuen über deine Knechte!
14 Sättige uns früh mit deiner Güte, so werden wir jubeln und uns freuen in allen unseren Tagen.
15 Erfreue uns nach den Tagen, da du uns gebeugt hast, nach den Jahren, da wir Übles gesehen!
16 Laß deinen Knechten erscheinen dein Tun, und deine Majestät ihren Söhnen!
17 Und die Huld des Herrn, unseres Gottes, sei über uns! Und befestige über uns das Werk unserer Hände; ja, das Werk unserer Hände, befestige es!

Psalmen 91

1 Wer im Schirm des Höchsten sitzt, wird bleiben im Schatten des Allmächtigen.
2 Ich sage von Jahwe: Meine Zuflucht und meine Burg; mein Gott, auf ihn will ich vertrauen.
3 Denn er wird dich erretten von der Schlinge des Vogelstellers, von der verderblichen Pest.
4 Mit seinen Fittichen wird er dich decken, und du wirst Zuflucht finden unter seinen Flügeln; Schild und Tartsche ist seine Wahrheit.
5 Du wirst dich nicht fürchten vor dem Schrecken der Nacht, vor dem Pfeile, der bei Tage fliegt,
6 vor der Pest, die im Finstern wandelt, vor der Seuche, die am Mittag verwüstet.
7 Tausend werden fallen an deiner Seite, und zehntausend an deiner Rechten – dich wird es nicht erreichen.
8 Nur schauen wirst du es mit deinen Augen, und wirst sehen die Vergeltung der Gesetzlosen.
9 Weil du Jahwe, meine Zuflucht, den Höchsten, gesetzt hast zu deiner Wohnung,
10 so wird dir kein Unglück widerfahren, und keine Plage deinem Zelte nahen;
11 denn er wird seinen Engeln über dir befehlen, dich zu bewahren auf allen deinen Wegen.
12 Auf den Händen werden sie dich tragen, damit du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest.
13 Auf Löwen und Ottern wirst du treten, junge Löwen und Schlangen wirst du niedertreten.
14 Weil er Wonne an mir hat, will ich ihn erretten; ich will ihn in Sicherheit setzen, weil er meinen Namen kennt.
15 Er wird mich anrufen, und ich werde ihm antworten, ich werde bei ihm sein in der Bedrängnis; ich werde ihn befreien und ihn verherrlichen.
16 Ich werde ihn sättigen mit Länge des Lebens und ihn schauen lassen meine Rettung.

Psalmen 92

1 Ein Psalm, ein Lied. Für den Tag des Sabbaths. Es ist gut, Jahwe zu preisen, und Psalmen zu singen deinem Namen, o Höchster!
2 Am Morgen zu verkünden deine Güte, und deine Treue in den Nächten,
3 zum Zehnsait und zur Harfe, zum Saitenspiel mit der Laute.
4 Denn du hast mich erfreut, Jahwe, durch dein Tun; über die Werke deiner Hände will ich jubeln.
5 Wie groß sind deine Werke, Jahwe! Sehr tief sind deine Gedanken.
6 Ein unvernünftiger Mensch erkennt es nicht, und ein Tor versteht solches nicht.
7 Wenn die Gesetzlosen sprossen wie Gras, und alle, die Frevel tun, blühen, so geschieht es, damit sie vertilgt werden für immer.
8 Du aber bist erhaben auf ewig, Jahwe!
9 Denn siehe, deine Feinde, Jahwe, denn siehe, deine Feinde werden umkommen; es werden zerstreut werden alle, die Frevel tun.
10 Aber du wirst mein Horn erhöhen gleich dem eines Wildochsen; mit frischem Öle werde ich übergossen werden.
11 Und mein Auge wird seine Lust sehen an meinen Feinden, meine Ohren werden ihre Lust hören an den Übeltätern, die wider mich aufstehen.
12 Der Gerechte wird sprossen wie der Palmbaum, wie eine Zeder auf dem Libanon wird er emporwachsen.
13 Die gepflanzt sind in dem Hause Jahwes, werden blühen in den Vorhöfen unseres Gottes.
14 Noch im Greisenalter treiben sie, sind saftvoll und grün,
15 um zu verkünden, daß Jahwe gerecht ist. Er ist mein Fels, und kein Unrecht ist in ihm.

Psalmen 93

1 Jahwe regiert, er hat sich bekleidet mit Hoheit; Jahwe hat sich bekleidet, er hat sich umgürtet mit Stärke; auch steht der Erdkreis fest, er wird nicht wanken.
2 Dein Thron steht fest von alters her, von Ewigkeit her bist du.
3 Ströme erhoben, Jahwe, Ströme erhoben ihre Stimme, Ströme erhoben ihre Brandung.
4 Jahwe in der Höhe ist gewaltiger als die Stimmen großer Wasser, als die gewaltigen Wogen des Meeres.
5 Deine Zeugnisse sind sehr zuverlässig. Deinem Hause geziemt Heiligkeit, Jahwe, auf immerdar.

Psalmen 94

1 Gott der Rache, Jahwe, Gott der Rache, strahle hervor!
2 Erhebe dich, Richter der Erde, vergilt den Hoffärtigen ihr Tun!
3 Bis wann werden die Gesetzlosen, Jahwe, bis wann werden die Gesetzlosen frohlocken,
4 werden übersprudeln, Freches reden, sich rühmen alle, die Frevel tun?
5 Dein Volk, Jahwe, zertreten und dein Erbteil bedrücken sie.
6 Sie töten die Witwe und den Fremdling, und sie ermorden die Waisen,
7 und sagen: Jah sieht es nicht, und der Gott Jakobs merkt es nicht.
8 Habet Einsicht, ihr Unvernünftigen unter dem Volke! Und ihr Toren, wann werdet ihr verständig werden?
9 Der das Ohr gepflanzt hat, sollte er nicht hören? Der das Auge gebildet, sollte er nicht sehen?
10 Der die Nationen zurechtweist, sollte er nicht strafen, er, der Erkenntnis lehrt den Menschen?
11 Jahwe kennt die Gedanken des Menschen, daß sie Eitelkeit sind.
12 Glückselig der Mann, den du züchtigst, Jahwe, und den du belehrst aus deinem Gesetz,
13 um ihm Ruhe zu geben vor den bösen Tagen, bis dem Gesetzlosen die Grube gegraben wird!
14 Denn Jahwe wird sein Volk nicht verstoßen, und nicht verlassen sein Erbteil;
15 denn zur Gerechtigkeit wird zurückkehren das Gericht, und alle von Herzen Aufrichtigen werden ihm folgen.
16 Wer wird für mich aufstehen wider die Übeltäter? Wer wird für mich auftreten wider die, welche Frevel tun?
17 Wäre nicht Jahwe mir eine Hilfe gewesen, wenig fehlte, so hätte im Schweigen gewohnt meine Seele.
18 Wenn ich sagte: Mein Fuß wankt, so unterstützte mich deine Güte, Jahwe.
19 Bei der Menge meiner Gedanken in meinem Innern erfüllten deine Tröstungen meine Seele mit Wonne.
20 Sollte mit dir vereint sein der Thron des Verderbens, der aus Frevel eine Satzung macht?
21 Sie dringen ein auf die Seele des Gerechten, und unschuldiges Blut verurteilen sie.
22 Doch Jahwe ist meine hohe Feste, und mein Gott der Fels meiner Zuflucht.
23 Und er läßt ihre Ungerechtigkeit auf sie zurückkehren, und durch ihre Bosheit wird er sie vertilgen; vertilgen wird sie Jahwe, unser Gott.

Psalmen 95

1 Kommet, lasset uns Jahwe zujubeln, lasset uns zujauchzen dem Felsen unseres Heils!
2 Lasset uns ihm entgegengehen mit Lob, lasset uns mit Psalmen ihm zujauchzen!
3 Denn ein großer Gott ist Jahwe, und ein großer König über alle Götter;
4 in dessen Hand die Tiefen der Erde, und dessen die Höhen der Berge sind;
5 dessen das Meer ist, er hat es ja gemacht; und das Trockene, seine Hände haben es gebildet.
6 Kommet, lasset uns anbeten und uns niederbeugen, lasset uns niederknien vor Jahwe, der uns gemacht hat!
7 Denn er ist unser Gott, und wir sind das Volk seiner Weide und die Herde seiner Hand. – Heute, wenn ihr seine Stimme höret,
8 verhärtet euer Herz nicht, wie zu Meriba, wie am Tage von Massa in der Wüste;
9 als eure Väter mich versuchten, mich prüften, und sie sahen doch mein Werk!
10 Vierzig Jahre hatte ich Ekel an dem Geschlecht, und ich sprach: Ein Volk irrenden Herzens sind sie. Aber sie haben meine Wege nicht erkannt;
11 so daß ich schwur in meinem Zorn: Wenn sie in meine Ruhe eingehen werden!

Psalmen 96

1 Singet Jahwe ein neues Lied, singet Jahwe, ganze Erde!
2 Singet Jahwe, preiset seinen Namen, verkündet von Tag zu Tag seine Rettung!
3 Erzählet unter den Nationen seine Herrlichkeit, unter allen Völkern seine Wundertaten!
4 Denn groß ist Jahwe und sehr zu loben, furchtbar ist er über alle Götter.
5 Denn alle Götter der Völker sind Nichtigkeiten, aber Jahwe hat die Himmel gemacht.
6 Majestät und Pracht sind vor seinem Angesicht, Stärke und Herrlichkeit in seinem Heiligtum.
7 Gebet Jahwe, ihr Völkerstämme, gebet Jahwe Herrlichkeit und Stärke!
8 Gebet Jahwe die Herrlichkeit seines Namens; bringet eine Opfergabe und kommet in seine Vorhöfe!
9 Betet Jahwe an in heiliger Pracht! Erzittert vor ihm, ganze Erde!
10 Saget unter den Nationen: Jahwe regiert! Auch steht der Erdkreis fest, er wird nicht wanken. Er wird die Völker richten in Geradheit.
11 Es freue sich der Himmel, und es frohlocke die Erde! Es brause das Meer und seine Fülle!
12 Es frohlocke das Gefilde und alles, was darauf ist! Dann werden jubeln alle Bäume des Waldes –
13 vor Jahwe; denn er kommt, denn er kommt, die Erde zu richten: er wird den Erdkreis richten in Gerechtigkeit, und die Völker in seiner Treue.

Psalmen 97

1 Jahwe regiert. Es frohlocke die Erde, mögen sich freuen die vielen Inseln!
2 Gewölk und Dunkel sind um ihn her; Gerechtigkeit und Gericht sind seines Thrones Grundfeste.
3 Feuer geht vor ihm her und entzündet seine Feinde ringsum.
4 Seine Blitze erleuchteten den Erdkreis: die Erde sah es und bebte.
5 Die Berge zerschmolzen wie Wachs, vor Jahwe, vor dem Herrn der ganzen Erde.
6 Die Himmel verkündeten seine Gerechtigkeit, und alle Völker sahen seine Herrlichkeit.
7 Mögen beschämt werden alle Diener der Bilder, die der Nichtigkeiten sich rühmen; fallet vor ihm nieder, ihr Götter alle!
8 Zion hörte es und freute sich, und es frohlockten die Töchter Judas, wegen deiner Gerichte, Jahwe.
9 Denn du, Jahwe, bist der Höchste über die ganze Erde; du bist sehr erhaben über alle Götter.
10 Die ihr Jahwe liebet, hasset das Böse! Er bewahrt die Seelen seiner Frommen; aus der Hand der Gesetzlosen errettet er sie.
11 Licht ist gesät dem Gerechten, und Freude den von Herzen Aufrichtigen.
12 Freuet euch, ihr Gerechten, in Jahwe, und preiset sein heiliges Gedächtnis!

Psalmen 98

1 Ein Psalm. Singet Jahwe ein neues Lied! Denn er hat Wunder getan; Rettung hat ihm verschafft seine Rechte und sein heiliger Arm.
2 Jahwe hat kundgetan seine Rettung, vor den Augen der Nationen geoffenbart seine Gerechtigkeit.
3 Er hat seiner Güte und seiner Treue gedacht dem Hause Israel; alle Enden der Erde haben die Rettung unseres Gottes gesehen.
4 Jauchzet Jahwe, ganze Erde! Brechet in Jubel aus und singet Psalmen!
5 Singet Psalmen Jahwe mit der Laute mit der Laute und der Stimme des Gesanges!
6 Mit Trompeten und dem Schall der Posaune jauchzet vor dem König Jahwe!
7 Es brause das Meer und seine Fülle, der Erdkreis und die darauf wohnen!
8 Mögen die Ströme in die Hände klatschen, mögen jubeln die Berge allzumal –
9 vor Jahwe! Denn er kommt, die Erde zu richten: Er wird den Erdkreis richten in Gerechtigkeit und die Völker in Geradheit.

Psalmen 99

1 Jahwe regiert: es zittern die Völker; er thront zwischen den Cherubim: es wankt die Erde.
2 Groß ist Jahwe in Zion, und hoch ist er über alle Völker.
3 Preisen sollen sie deinen Namen, den großen und furchtbaren – heilig ist er! –
4 Und die Stärke des Königs, der das Recht liebt! Du stellst fest die Geradheit, du übst Recht und Gerechtigkeit in Jakob.
5 Erhebet Jahwe, unseren Gott, und fallet nieder vor dem Schemel seiner Füße! Heilig ist er.
6 Mose und Aaron unter seinen Priestern, und Samuel unter denen, die seinen Namen anrufen, riefen zu Jahwe, und er antwortete ihnen.
7 In der Wolkensäule redete er zu ihnen; sie bewahrten seine Zeugnisse und die Satzung, die er ihnen gegeben.
8 Jahwe, unser Gott, du hast ihnen geantwortet! Ein vergebender Gott warst du ihnen, und ein Rächer ihrer Taten.
9 Erhebet Jahwe, unseren Gott, und fallet nieder an seinem heiligen Berge! Denn heilig ist Jahwe, unser Gott.

Psalmen 100

1 Ein Lob-Psalm. Jauchzet Jahwe, ganze Erde!
2 Dienet Jahwe mit Freuden; kommet vor sein Angesicht mit Jubel!
3 Erkennet, daß Jahwe Gott ist! Er hat uns gemacht, und nicht wir selbst – sein Volk und die Herde seiner Weide.
4 Kommet in seine Tore mit Lob, in seine Vorhöfe mit Lobgesang! Lobet ihn, preiset seinen Namen!
5 Denn gut ist Jahwe; seine Güte währt ewiglich, und seine Treue von Geschlecht zu Geschlecht.

Psalmen 101

1 Von David; ein Psalm. Von Güte und Recht will ich singen; dir, Jahwe, will ich Psalmen singen.
2 Ich will weislich handeln auf vollkommenem Wege; – wann wirst du zu mir kommen? – im Innern meines Hauses will ich wandeln in Lauterkeit meines Herzens.
3 Ich will kein Belialsstück vor meine Augen stellen; das Tun der Abtrünnigen hasse ich: es soll mir nicht ankleben.
4 Ein verkehrtes Herz soll von mir weichen, den Bösen will ich nicht kennen.
5 Wer seinen Nächsten heimlich verleumdet, den will ich vertilgen; wer stolzer Augen und hochmütigen Herzens ist, den will ich nicht dulden.
6 Meine Augen werden gerichtet sein auf die Treuen im Lande, damit sie bei mir wohnen; wer auf vollkommenem Wege wandelt, der soll mir dienen.
7 Nicht soll wohnen im Innern meines Hauses, wer Trug übt; wer Lügen redet, soll nicht bestehen vor meinen Augen.
8 Jeden Morgen will ich vertilgen alle Gesetzlosen des Landes, um aus der Stadt Jahwes auszurotten alle, die Frevel tun.

Psalmen 102

1 Gebet eines Elenden, wenn er verschmachtet und seine Klage vor Jahwe ausschüttet. Jahwe, höre mein Gebet, und laß zu dir kommen mein Schreien!
2 Verbirg dein Angesicht nicht vor mir am Tage meiner Bedrängnis; neige zu mir dein Ohr; an dem Tage, da ich rufe, erhöre mich eilends!
3 Denn wie Rauch entschwinden meine Tage, und meine Gebeine glühen wie ein Brand.
4 Wie Kraut ist versengt und verdorrt mein Herz, daß ich vergessen habe, mein Brot zu essen.
5 Ob der Stimme meines Seufzens klebt mein Gebein an meinem Fleische.
6 Ich gleiche dem Pelikan der Wüste, bin wie die Eule der Einöden.
7 Ich wache, und bin wie ein einsamer Vogel auf dem Dache.
8 Den ganzen Tag höhnen mich meine Feinde; die wider mich rasen, schwören bei mir.
9 Denn Asche esse ich wie Brot, und meinen Trank vermische ich mit Tränen
10 vor deinem Zorn und deinem Grimm; denn du hast mich emporgehoben und hast mich hingeworfen.
11 Meine Tage sind wie ein gestreckter Schatten, und ich verdorre wie Kraut.
12 Du aber, Jahwe, bleibst auf ewig, und dein Gedächtnis ist von Geschlecht zu Geschlecht.
13 Du wirst aufstehen, wirst dich Zions erbarmen; denn es ist Zeit, es zu begnadigen, denn gekommen ist die bestimmte Zeit;
14 denn deine Knechte haben Gefallen an seinen Steinen und haben Mitleid mit seinem Schutt.
15 Und die Nationen werden den Namen Jahwes fürchten, und alle Könige der Erde deine Herrlichkeit.
16 Denn Jahwe wird Zion aufbauen, wird erscheinen in seiner Herrlichkeit;
17 Er wird sich wenden zum Gebete des Entblößten, und ihr Gebet wird er nicht verachten.
18 Das wird aufgeschrieben werden für das künftige Geschlecht; und ein Volk, das erschaffen werden soll, wird Jahwe loben.
19 Denn er hat herniedergeblickt von der Höhe seines Heiligtums, Jahwe hat herabgeschaut vom Himmel auf die Erde,
20 um zu hören das Seufzen des Gefangenen, um zu lösen die Kinder des Todes;
21 damit man den Namen Jahwes verkündige in Zion, und in Jerusalem sein Lob,
22 wenn die Völker sich versammeln werden allzumal, und die Königreiche, um Jahwe zu dienen.
23 Er hat meine Kraft gebeugt auf dem Wege, hat verkürzt meine Tage.
24 Ich sprach: Mein Gott, nimm mich nicht hinweg in der Hälfte meiner Tage! – Von Geschlecht zu Geschlecht sind deine Jahre.
25 Du hast vormals die Erde gegründet, und die Himmel sind deiner Hände Werk.
26 Sie werden untergehen, du aber bleibst; und sie alle werden veralten wie ein Kleid; wie ein Gewand wirst du sie verwandeln, und sie werden verwandelt werden;
27 Du aber bist derselbe, und deine Jahre enden nicht.
28 Die Söhne deiner Knechte werden wohnen, und ihr Same wird vor dir feststehen.

Psalmen 103

1 Von David. Preise Jahwe, meine Seele, und all mein Inneres seinen heiligen Namen!
2 Preise Jahwe, meine Seele, und vergiß nicht alle seine Wohltaten!
3 Der da vergibt alle deine Ungerechtigkeit, der da heilt alle deine Krankheiten;
4 der dein Leben erlöst von der Grube, der dich krönt mit Güte und Erbarmungen;
5 der mit Gutem sättigt dein Alter; deine Jugend erneuert sich wie die des Adlers.
6 Jahwe übt Gerechtigkeit und schafft Recht allen, die bedrückt werden.
7 Er tat seine Wege kund dem Mose, den Kindern Israel seine Taten.
8 Barmherzig und gnädig ist Jahwe, langsam zum Zorn und groß an Güte;
9 Er wird nicht immerdar rechten und nicht ewiglich nachtragen.
10 Er hat uns nicht getan nach unseren Sünden, und nach unseren Ungerechtigkeiten uns nicht vergolten.
11 Denn so hoch die Himmel über der Erde sind, ist gewaltig seine Güte über die, welche ihn fürchten;
12 so weit der Osten ist vom Westen, hat er von uns entfernt unsere Übertretungen.
13 Wie ein Vater sich über die Kinder erbarmt, so erbarmt sich Jahwe über die, welche ihn fürchten.
14 Denn er kennt unser Gebilde, ist eingedenk, daß wir Staub sind.
15 Der Mensch – wie Gras sind seine Tage; wie die Blume des Feldes, also blüht er.
16 Denn ein Wind fährt darüber, und sie ist nicht mehr, und ihre Stätte kennt sie nicht mehr.
17 Die Güte Jahwes aber ist von Ewigkeit zu Ewigkeit über die, welche ihn fürchten, und seine Gerechtigkeit auf Kindeskinder hin;
18 für die, welche seinen Bund halten, und seiner Vorschriften gedenken, um sie zu tun.
19 Jahwe hat in den Himmeln festgestellt seinen Thron, und sein Reich herrscht über alles.
20 Preiset Jahwe, ihr seine Engel, ihr Gewaltigen an Kraft, Täter seines Wortes, gehorsam der Stimme seines Wortes!
21 Preiset Jahwe, alle seine Heerscharen, ihr seine Diener, Täter seines Wohlgefallens!
22 Preiset Jahwe, alle seine Werke, an allen Orten seiner Herrschaft! Preise Jahwe, meine Seele!

Psalmen 104

1 Preise Jahwe, meine Seele! Jahwe, mein Gott, du bist sehr groß, mit Majestät und Pracht bist du bekleidet;
2 Du, der in Licht sich hüllt wie in ein Gewand, der die Himmel ausspannt gleich einer Zeltdecke;
3 der seine Obergemächer bälkt in den Wassern, der Wolken macht zu seinem Gefährt, der da einherzieht auf den Fittichen des Windes;
4 der seine Engel zu Winden macht, seine Diener zu flammendem Feuer.
5 Er hat die Erde gegründet auf ihre Grundfesten; sie wird nicht wanken immer und ewiglich.
6 Mit der Tiefe hattest du sie bedeckt wie mit einem Gewande; die Wasser standen über den Bergen.
7 Vor deinem Schelten flohen sie, vor der Stimme deines Donners eilten sie hinweg-
8 die Berge erhoben sich, es senkten sich die Täler – an den Ort, den du ihnen festgesetzt.
9 Du hast ihnen eine Grenze gesetzt, die sie nicht überschreiten werden; sie werden nicht zurückkehren, die Erde zu bedecken.
10 Du, der Quellen entsendet in die Täler; zwischen den Bergen fließen sie dahin;
11 sie tränken alle Tiere des Feldes, die Wildesel stillen ihren Durst;
12 An denselben wohnen die Vögel des Himmels, zwischen den Zweigen hervor lassen sie ihre Stimme erschallen.
13 Du, der die Berge tränkt aus seinen Obergemächern; von der Frucht deiner Werke wird die Erde gesättigt.
14 Der Gras hervorsprossen läßt für das Vieh, und Kraut zum Dienste der Menschen: um Brot hervorzubringen aus der Erde.
15 und damit Wein des Menschen Herz erfreue; um das Angesicht glänzen zu machen von Öl, und damit Brot des Menschen Herz stärke.
16 Es werden gesättigt die Bäume Jahwes, die Zedern des Libanon, die er gepflanzt hat,
17 woselbst die Vögel nisten; der Storch – Zypressen sind sein Haus.
18 Die hohen Berge sind für die Steinböcke, die Felsen eine Zuflucht für die Klippendächse.
19 Er hat den Mond gemacht für die bestimmten Zeiten; die Sonne weiß ihren Untergang.
20 Du machst Finsternis, und es wird Nacht; in ihr regen sich alle Tiere des Waldes;
21 die jungen Löwen brüllen nach Raub und fordern von Gott ihre Speise.
22 Die Sonne geht auf: sie ziehen sich zurück und lagern sich in ihre Höhlen.
23 Der Mensch geht aus an sein Werk und an seine Arbeit, bis zum Abend.
24 Wie viele sind deiner Werke, Jahwe! Du hast sie alle mit Weisheit gemacht, voll ist die Erde deiner Reichtümer.
25 Dieses Meer, groß und ausgedehnt nach allen Seiten hin: daselbst wimmelt’s, ohne Zahl, von Tieren klein und groß.
26 Daselbst ziehen Schiffe einher, der Leviathan, den du gebildet hast, um sich darin zu tummeln.
27 Sie alle warten auf dich, daß du ihnen ihre Speise gebest zu seiner Zeit.
28 Du gibst ihnen: sie sammeln ein; du tust deine Hand auf: sie werden gesättigt mit Gutem.
29 Du verbirgst dein Angesicht: sie erschrecken; du nimmst ihren Odem hinweg: sie hauchen aus und kehren zurück zu ihrem Staube.
30 Du sendest deinen Odem aus: sie werden erschaffen, und du erneuerst die Fläche des Erdbodens.
31 Jahwes Herrlichkeit wird ewig sein, Jahwe wird sich freuen seiner Werke;
32 der die Erde anschaut, und sie bebt; er rührt die Berge an, und sie rauchen.
33 Singen will ich Jahwe mein Leben lang, will meinem Gott Psalmen singen, solange ich bin.
34 Möge ihm angenehm sein mein Sinnen! Ich, ich werde mich in Jahwe erfreuen.
35 Die Sünder werden schwinden von der Erde, und die Gesetzlosen nicht mehr sein. Preise Jahwe, meine Seele! Lobet Jahwe!

Psalmen 105

1 Preiset Jahwe, rufet an seinen Namen, machet kund unter den Völkern seine Taten!
2 Singet ihm, singet ihm Psalmen; sinnet über alle seine Wunderwerke!
3 Rühmet euch seines heiligen Namens! Es freue sich das Herz derer, die Jahwe suchen!
4 Trachtet nach Jahwe und seiner Stärke, suchet sein Angesicht beständig!
5 Gedenket seiner Wunderwerke, die er getan hat, seiner Wunderzeichen und der Gerichte seines Mundes!
6 Du Same Abrahams, seines Knechtes, ihr Söhne Jakobs, seine Auserwählten!
7 Er, Jahwe, ist unser Gott; seine Gerichte sind auf der ganzen Erde.
8 Er gedenkt ewiglich seines Bundes, des Wortes, das er geboten hat auf tausend Geschlechter hin,
9 Den er gemacht hat mit Abraham, und seines Eides, den er Isaak geschworen hat.
10 Und er stellte ihn Jakob zur Satzung, Israel zum ewigen Bunde,
11 indem er sprach: Dir will ich das Land Kanaan geben als Schnur eures Erbteils;
12 als sie ein zählbares Häuflein waren, gar wenige und Fremdlinge darin;
13 und als sie wanderten von Nation zu Nation, von einem Reiche zu einem anderen Volke.
14 Er ließ keinem Menschen zu, sie zu bedrücken, und ihretwegen strafte er Könige:
15 „Tastet meine Gesalbten nicht an, und meinen Propheten tut nichts Übles!“
16 Und er rief eine Hungersnot über das Land herbei; jede Stütze des Brotes zerbrach er.
17 Er sandte einen Mann vor ihnen her, Joseph wurde zum Knechte verkauft.
18 Man preßte seine Füße in den Stock, er kam in das Eisen.
19 Bis zur Zeit, da sein Wort eintraf; das Wort Jahwes läuterte ihn.
20 Der König sandte hin und ließ ihn los, der Herrscher über Völker, und befreite ihn;
21 er setzte ihn zum Herrn über sein Haus, und zum Herrscher über all sein Besitztum,
22 um seine Fürsten zu fesseln nach seiner Lust, und daß er seine Ältesten Weisheit lehre.
23 Und Israel kam nach Ägypten, und Jakob hielt sich auf im Lande Hams.
24 Und er machte sein Volk sehr fruchtbar, und machte es stärker als seine Bedränger.
25 Er wandelte ihr Herz, sein Volk zu hassen, Arglist zu üben an seinen Knechten.
26 Er sandte Mose, seinen Knecht, Aaron, den er auserwählt hatte.
27 Sie taten unter ihnen seine Zeichen, und Wunder im Lande Hams.
28 Er sandte Finsternis und machte finster; und sie waren nicht widerspenstig gegen seine Worte.
29 Er verwandelte ihre Wasser in Blut, und ließ sterben ihre Fische.
30 Es wimmelte ihr Land von Fröschen, in den Gemächern ihrer Könige.
31 Er sprach, und es kamen Hundsfliegen, Stechmücken in alle ihre Grenzen.
32 Er gab ihnen Hagel als Regen, flammendes Feuer in ihrem Lande;
33 und er schlug ihre Weinstöcke und Feigenbäume, und zerbrach die Bäume ihres Landes.
34 Er sprach, und es kamen Heuschrecken und Grillen ohne Zahl;
35 und sie fraßen alles Kraut in ihrem Lande und fraßen die Frucht ihres Bodens.
36 Und er schlug alle Erstgeburt in ihrem Lande, die Erstlinge all ihrer Kraft.
37 Und er führte sie heraus mit Silber und Gold, und kein Strauchelnder war in seinen Stämmen.
38 Froh war Ägypten, daß sie auszogen; denn ihr Schrecken war auf sie gefallen.
39 Er breitete eine Wolke aus zur Decke, und ein Feuer, die Nacht zu erleuchten.
40 Sie forderten, und er ließ Wachteln kommen; und mit Himmelsbrot sättigte er sie.
41 Er öffnete den Felsen, und es flossen Wasser heraus; sie liefen in den dürren Örtern wie ein Strom.
42 Denn er gedachte seines heiligen Wortes, Abrahams, seines Knechtes;
43 und er führte sein Volk heraus mit Freuden, mit Jubel seine Auserwählten.
44 Und er gab ihnen die Länder der Nationen, und das von den Völkerschaften Errungene nahmen sie in Besitz;
45 damit sie seine Satzungen beobachteten und seine Gesetze bewahrten. Lobet Jahwe!

Psalmen 106

1 Lobet Jahwe! Preiset Jahwe! Denn er ist gut, denn seine Güte währt ewiglich.
2 Wer wird aussprechen die Machttaten Gottes, hören lassen all sein Lob?
3 Glückselig die das Recht bewahren, der Gerechtigkeit übt zu aller Zeit!
4 Gedenke meiner, Jahwe, mit der Gunst gegen dein Volk; suche mich heim mit deiner Rettung!
5 Daß ich anschaue die Wohlfahrt deiner Auserwählten, mich erfreue an der Freude deiner Nation, mich rühme mit deinem Erbteil.
6 Wir haben gesündigt samt unseren Vätern, haben unrecht getan, haben gesetzlos gehandelt.
7 Unsere Väter in Ägypten beachteten nicht deine Wundertaten, gedachten nicht der Menge deiner Gütigkeiten und waren widerspenstig am Meere, beim Schilfmeere.
8 Aber er rettete sie um seines Namens willen, um kundzutun seine Macht.
9 Und er schalt das Schilfmeer, und es ward trocken; und er ließ sie durch die Tiefen gehen wie durch eine Wüste.
10 Und er rettete sie aus der Hand des Hassers, und erlöste sie aus der Hand des Feindes.
11 Und die Wasser bedeckten ihre Bedränger, nicht einer von ihnen blieb übrig.
12 Da glaubten sie seinen Worten, sie sangen sein Lob.
13 Schnell vergaßen sie seine Taten, warteten nicht auf seinen Rat;
14 und sie wurden lüstern in der Wüste und versuchten Gott in der Einöde.
15 Da gab er ihnen ihr Begehr, aber er sandte Magerkeit in ihre Seelen.
16 Und sie wurden eifersüchtig auf Mose im Lager, auf Aaron, den Heiligen Jahwes.
17 Die Erde tat sich auf, und verschlang Dathan und bedeckte die Rotte Abirams;
18 und ein Feuer brannte unter ihrer Rotte, eine Flamme verzehrte die Gesetzlosen.
19 Sie machten ein Kalb am Horeb und bückten sich vor einem gegossenen Bilde;
20 und sie vertauschten ihre Herrlichkeit gegen das Bild eines Stieres, der Gras frißt.
21 Sie vergaßen Gottes, ihres Retters, der Großes getan in Ägypten,
22 Wundertaten im Lande Hams, Furchtbares am Schilfmeer.
23 Da sprach er, daß er sie vertilgen wollte, wenn nicht Mose, sein Auserwählter, vor ihm in dem Riß gestanden hätte, um seinen Grimm vom Verderben abzuwenden.
24 Und sie verschmähten das köstliche Land, glaubten nicht seinem Worte;
25 und sie murrten in ihren Zelten, hörten nicht auf die Stimme Jahwes.
26 Da schwur er ihnen, sie niederzuschlagen in der Wüste,
27 und ihren Samen niederzuschlagen unter den Nationen und sie zu zerstreuen in die Länder.
28 Und sie hängten sich an Baal-Peor und aßen Schlachtopfer der Toten;
29 und sie erbitterten ihn durch ihre Handlungen, und eine Plage brach unter sie ein.
30 Da stand Pinehas auf und übte Gericht, und der Plage ward gewehrt.
31 Und es wurde ihm zur Gerechtigkeit gerechnet von Geschlecht zu Geschlecht bis in Ewigkeit.
32 Und sie erzürnten ihn an dem Wasser von Meriba, und es erging Mose übel ihretwegen;
33 denn sie reizten seinen Geist, so daß er unbedacht redete mit seinen Lippen.
34 Sie vertilgten die Völker nicht, wie doch Jahwe ihnen gesagt hatte;
35 und sie vermischten sich mit den Nationen und lernten ihre Werke;
36 und sie dienten ihren Götzen, und sie wurden ihnen zum Fallstrick.
37 Und sie opferten ihre Söhne und ihre Töchter den Dämonen.
38 Und sie vergossen unschuldiges Blut, das Blut ihrer Söhne und ihrer Töchter, welche sie den Götzen Kanaans opferten; und das Land wurde durch Blut entweiht.
39 Und sie verunreinigten sich durch ihre Werke und hurten durch ihre Handlungen.
40 Da entbrannte der Zorn Jahwes wider sein Volk, und er verabscheute sein Erbteil;
41 und er gab sie in die Hand der Nationen, und ihre Hasser herrschten über sie;
42 und ihre Feinde bedrückten sie, und sie wurden gebeugt unter ihre Hand.
43 Oftmals errettete er sie; sie aber waren widerspenstig in ihren Anschlägen, und sie sanken hin durch ihre Ungerechtigkeit.
44 Und er sah an ihre Bedrängnis, wenn er ihr Schreien hörte;
45 und er gedachte ihnen zugut an seinen Bund, und es reute ihn nach der Menge seiner Gütigkeiten.
46 Und er ließ sie Erbarmen finden vor allen, die sie gefangen weggeführt hatten.
47 Rette uns, Jahwe, unser Gott, und sammle uns aus den Nationen, daß wir deinen heiligen Namen preisen, daß wir uns rühmen deines Lobes!
48 Gepriesen sei Jahwe, der Gott Israels, von Ewigkeit zu Ewigkeit! Und alles Volk sage: Amen! Lobet Jahwe!